Es gibt eine Menge Definitionen von Frugalismus. Häufig geht in den Medien darum, möglichst wenig auszugeben, sich quasi das Hemd vom Mund abzusparen. Einen spartanischen Lebensstil zu pflegen und am besten auch nie zu verreisen. Dabei möglichst viel investieren und ab 40 in Rente zu gehen.
Doch was ist Frugalismus eigentlich?
„Es geht um das bestmögliche und zufriedenste Leben.“
Der Begriff kommt vom englischen frugal – bescheiden, sparsam, dass auf das lateinische frugalis – zu den Früchten gehörig, zurück geht.
Die Bewegung kam zuerst durch FIRE in den USA auf. FIRE bedeutet: Financial Independent Retire Early. Das heißt frei übersetzt so viel wie „Finanziell frei und früh in Rente“. Diese Bewegung wurde insbesondere von Mr. Money Mustache aus Kanada begründet, der schon mit 30 in Rente gegangen ist. Auf seinem Blog MrMoneyMustache beschreibt er seinen Weg und behandelt auch eine Menge anderer spannender Themen.
Doch wie kann ich das selbst erreichen? Ein bewusster Umgang mit Geld ist entscheidend. Ich stelle mir selbst, wenn ich etwas kaufen möchte, die Frage: Brauche ich diesen Gegenstand unbedingt? Bringt mir dieser Gegenstand einen Mehrwert?
„Es geht nicht darum um jeden Preis alles zu sparen um das Ziel zu erreichen.“
Häufig wird Frugalismus mit Minimalismus kombiniert. Minimalismus hat das Ziel, möglichst wenig materielle Dinge zu besitzen. Es geht dabei vielmehr um das Gefühl, frei von materiellen Lasten zu sein und nachhaltig zu wirtschaften. Entscheidend ist auch beim Minimalismus, die eigene Lebensweise und sein Handeln stetig zu hinterfragen. Genügsam leben. Dies ist auch auf verschiedenen Konsumniveaus möglich.
Eine ähnliche Bewegung im Immobilienbereich aus den USA, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist das Wohnen in einem Tiny House. Dabei handelt es sich häufig um ein sehr kleines Haus, teilweise auf einem Trailer, ähnlich einem Wohnwagen. Die Bewegung zielt ebenfalls auf ein minimalistisches, genügsames Leben ab. Auf wenig Wohnfläche kann man ein glücklicheres Leben führen, da man die wahren Werte, wie Verbindungen zu anderen Menschen und die Nähe zur Natur mehr wertschätzt. Der Mittelpunkt des Lebens wird vom Haus in die Natur verlagert. Eine Harvard Studie hat zudem herausgefunden, dass Beziehungen das wichtigste Element eines glücklichen Lebens sind. Ich selbst kann den Youtube-Kanal „Living Big in a Tiny House“ von Bryce Langston sehr empfehlen.
Aber zurück zum Frugalismus.
Vier entscheidende Punkte
Bewusstsein & Achtsamkeit
- Unsere Welt wird zunehmend schnelllebiger und dynamischer. Beim Bewusstsein geht es nicht darum, durch den Alltag zu hetzen. Vielmehr solltest du die kleinen Dinge bewusst wahrnehmen. Denn Nichts ist selbstverständlich. Lebe freier von äußeren Einflüssen wie deinem Smartphone und den ständigen Benachrichtigungen
- Triff unabhängige Entscheidungen. Lass dich nicht durch die Gesellschaft, deine Eltern, deine Freunde oder wen auch immer beeinflussen. Versuch stets eigenverantwortlich und Verantwortungsbewusst zu handeln.
- Entscheide immer selbst wofür du deine Energie einsetzt. Einen Großteil der Zeit verbringen wir i.d.R. mit dem Arbeiten. Wähle achtsam deine Aufgaben und finde ein Warum. Den Sinn in deiner Arbeit, der dich intrinsisch, anstatt extrinsisch motiviert.
Komfortzone
- Überwinde deinen inneren Schweinehund – dies führt langfristig zu mehr Qualität im Leben. Du erreichst auch schwierige Ziele. Immer, wenn dich das Gefühl überkommt, dass es schwierig werden könnte oder du aufgeregt bist, gehe genau diesen Weg. Er wird dir neue Möglichkeiten eröffnen.
- Auch wenn dies anfangs viel Mühe macht, repariere lieber Gegenstände, anstatt sie Neu zu kaufen. Dies ist besser für die Umwelt und deinen Geldbeutel. Du wirst sehen, welche Fähigkeiten du dabei erlernst, die du auch langfristig einsetzen kannst.
- Denk daran, immer dran zu bleiben und weiter zu machen.
Effizienz
- Effizienz zeigt dir, wie gut du dein Geld und auch deine Energie nur für bestimmte Dinge einsetzt. Dabei geht es beim Einkauf nicht darum immer das Billigste zu kaufen. Häufig sind teure Dinge von besserer Qualität und halten dadurch auch länger. Schon Oma sagte damals. „Wer billig kauft, kauft zweimal.“
- Nutze deine Energie genauso effizient, wie dein Geld. Häufig führt jedoch mehr eingesetzte Energie zu einem langfristigen Erfolg. Lote aus, wo du deine Energie sinnvoll und mehrwertstiftend einsetzt.
- Habe eine hohe Sparquote. Diese ist entscheidend um möglichst viel Geld investieren zu können. Erstrebenswert sind min. 30%. Besser sogar 50% oder 70% deines Einkommens.
Investieren
- Investiere dein Geld. Dabei strebe nach einem profitablem Einsatz des Geldes. Die Zeit spielt dir dabei in die Karten. Bleib dran und investiere stetig. Häufig sind Aktien, Immobilien und Unternehmensbeteiligungen lohnende Investitionen. Langfristige Entlohnung ist für viele Menschen nicht so attraktiv wie kurzfristige Entlohnung. Du solltest daran denken, dass diese Entlohnung meist aber viel mehr Gewinn abwirft.
- Die wichtigste Investition mit der höchsten Rendite ist jedoch die in die eigene Bildung. Ein höherer Abschluss oder neue Fähigkeiten zahlen sich langfristig aus, auch wenn sie kurzfristig teuer werden können. Gebe Geld für Dinge aus die dich weiterbringen
- Die besten Momente im Leben kosten oft nicht viel Geld. Wandern gehen, zusammen Essen kochen, Sport treiben und Spaß haben. Fokussiere dich auf das Leben heute. Ernähre dich gesund, treibe Sport, gehe raus in die Natur. Konzentriere dich auf dein hier und jetzt.
Die eigenen Finanzen im Blick zu haben, bildet einen sehr wichtigen Aspekt. Fast jeder Mensch profitiert davon, seine Finanzen im Blick zu haben und seine Überschüsse zu investieren. Ein weiterer Punkt beim Investieren ist natürlich, das Geld während der „Rente“ auch wieder zu entnehmen. Hier hat es vor allem die 4%-Regel zu Ruhm gebracht.
4%-Regel
Die 4%-Regel besagt, dass man 4 % eines Portfolios, dass in Aktien und Anleihen investiert ist, pro Jahr entziehen kann. Dann sollte das Geld 30 Jahre reichen. Dieses Ergebnis geht auf die sog. Trinity-Studie zurück, welche 1998 durchgeführt wurde. Es wird inzwischen davon ausgegangen, dass das Vermögen auch ewig halten könnte. Einfach ausgedrückt benötigst du 25x deine Jahresausgaben als investiertes Kapital, um davon Leben zu können. Ein Nachteil der Studie ist, dass sie nur vergangene Zahlen berücksichtigt. Man kann nicht einfach davon ausgehen, dass es in Zukunft so weitergeht, daher würde ich persönlich eher mit 30x der Jahresausgaben rechnen, als mit 25.
Einfaches Beispiel
Peter benötigt im Jahr 20.000€ zum Leben. Nach der 4%-Regel müsste er also 25 x 20.000€ = 500.000€ ansparen und in ein Portfolio mit größtenteils Aktien investiert haben, um von seinem Vermögen leben zu können. Oliver Noelting von Frugalisten.de hat einen sehr schönen Rechner entwickelt, um das benötigte Vermögen bis zur ewigen Rente auszurechnen.
Hier geht es zum Rechner.
Fazit
Ich finde Frugalimus ist ein super Lebenskonzept, da es um das bestmöglichste und zufriedenste Leben geht. Bewusst und achtsam durchs Leben gehen, ist eher der entscheidende Punkt. Eine Sparquote von 70%, um mit 40 in Rente zu gehen, erreicht nicht jeder Mensch mal eben. Darum geht es meiner Meinung aber auch nicht. Vielmehr um den bewussten Umgang mit Geld und den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Frugalisten geben durchaus auch mal mehr Geld aus. Allen voran für Dinge, die einen Mehrwert generieren, wie das Reisen, Bücher oder einem Lehrgang. Ich selbst versuche ebenfalls stark auf meine Finanzen zu achten. Möglichst wenig für sinnlose Dinge auszugeben und einen Großteil davon zu investieren. Ein Haushaltbuch hilft dabei ungemein. Am Ende entscheidet jeder Mensch natürlich selbst, ob das Konzept des Frugalismus für ihn passt oder eben auch nicht.
Was haltet Ihr von Frugalismus? Wäre das ein Lebenskonzept für euch?
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